Donnerstag, 22. Mai 2008

Zeit aufholen

In den letzten Tagen habe ich manchmal gedacht, wieso schreibst du denn nichts mehr im Blog? Eigentlich ja schade. Seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe ist viel Zeit vergangen, sehr viel Zeit. Aber jetzt soll der Blog in rasantem Tempo aktualisiert werden, denn so ein nicht zu Ende geführter Blog ist auch nichts. Bis zum Ende ist es gar nicht mehr so lange, Ende Juli. Für mich heißt das noch en Ausbildungsseminar zum Animateur, zwei Workcamps und noch ein paar wenige Tage dazwischen und schon ist es vorbei das Jahr im La Maison des Bateleurs…

So dann versuch ich mal den Blog in rasantem Tempo aufzufrischen sodass er halbwegs aktuell ist.
Am Donnerstag, der Woche nach Beaumotte(letzter Blogeintrag) sind wir nach Caussade(genauer gesagt ein Kaff daneben) dort war eine viertägiges Seminar, eine Evaluation also eine Bewertung. Aber was das jetzt genau für ein Seminar war, ist eigentlich auch nicht so wichtig. Das beste an diesen Tagen war es alle Freiwilligen wieder zu sehen. Wir waren in einer Turnhalle untergebracht, und die Duschen waren im Nachbarort.
Das Wiedersehen war toll, doch nach drei Tagen bin ich frühzeitig gegangen. Mit dem Zug bin ich von Caussade über Paris nach Straßbourg gefahren wo mich meine Eltern abends abgeholt haben. Eigentlich wollte ich nur ne Woche bzw. 10 Tage bleiben doch daraus wurden dann 2 Wochen, denn die anderen Freiwilligen waren noch in Barcelona und das hätte sich für mich nicht mehr gelohnt, auch weil ich noch nen Abstecher bei jemandem in Paris machen wollte. Na gut, ich war aber auf jeden Fall zwei Wochen in Deutschland, in denen ich mich mal versucht habe mit der Zeit danach, also der Zeit nach meinem FSJ, genauer gesagt mit dem Studium zu beschäftigen. Es war hart!! Wenn man bestimmte Vorstellungen hat, diese dann aber nicht in die Realität umsetzten kann und ne Alternative suchen muss, kann das schon ganz schön stressig werden. Naja es gibt immer einen Weg und irgendwie geht alles…
Die Wochenenden waren darum um so schöner, mit allen … ;-)
Wow in einer viertel Seite drei Wochen zusammengefasst, nicht schlecht, vor ein paar Monaten wären das noch mehrer Seiten gewesen. Aber das hier soll ja schließlich keine detaillierte Beschreibung werden sondern einen schnellen Überblick geben.
So kam ich nach zwei Wochen Deutschland und einer Nacht in Paris wieder im verlassenen Montendre an. Richtig viel neue Energie und Motivation wie im Januar hatte ich dieses Mal nicht im Gepäck. Ich glaube ich hatte nicht mehr die große Motivation irgendetwas reißen zu wollen, die Phase, ich würde mal sagen die zwei Wochen nach dem Deutschlandaufenthalt war im Haus für alle eher eine Wartephase, ohne viel Elan. In der dieser Zwischenzeit ist Nikola abgereist, was für alle eine Umstellung war. Die Motivationslosigkeit des Winters konnten viele noch nicht abschütteln und so ging es eher träge voran. Es musste voran gehen. Auf was hat man denn nun gewartet in dieser anscheinenden Wartephase. Es wurde gewartet auf was Neues, auf Veränderungen, neue Energie, neue Eindrücke, je eine neue Zeit, ich meine eine neue Phase des Freiwilligendienstes, die letzte große Phase, für uns ungefähr von einer Dauer von drei Monaten. Wer solle dies alles bringen? Die neue Gruppe, für Anfang Mai waren sechs neue Freiwillige angekündigt. Mit sechs neuen Freiwilligen verändert sich alles, eine ganz neue Gruppe, neue Leute, ein anderes Leben.
Doch wie ich heute sagen kann, sind diese Erwartungen bei allen enttäuscht worden. Es kam eine, eine einzige Freiwillige aus Mazedonien. Bei den anderen kam es zu unterschiedlichen Problemen, sodass sie nicht kommen konnten.
Hier geht der Alltag weiter, auch ohne Neue. Der Anfangsrausch des Freiwilligendienstes war schon lange verflogen und es kamen Wiederholungen, Sachen wiederholen sich einfach.
Ich bin froh, dass Luc, unser neuer technischer Leiter da ist. Er ist einfach super locker und witzig, mit ihm könnte fast jede Arbeit Spaß machen.
Ich hoffe ich habe jetzt in der ganzen Schilderung nicht übertrieben und es ist kein so schlechter Eindruck entstanden, denn das war nicht meine Absicht. Die Zeit ist ja auch schon ein bisschen her …
Am 1.Mai haben wir auf dem Markt selbst gepflückte Blumen verkauft, der Name ist mir jetzt irgendwie entfallen. Sowas wie Schneewittchen oder Stiefmütterchen, gibt’s so was? Also mit weißen Blüten, ist ja auch egal. Das war klasse, und auch ein kleiner Anfang, sodass ich am Wochenende drauf mit Francois und noch einer in Jonzac im Kino war…
Kontakt zu Jugendlichen in Montendre zu finden ist gar nicht so einfach, man könnte schon fast sagen unmöglich, da der Prozentsatz von Jugendlichen in Montendre gegen Null läuft, oder es verstecken sich alle vor uns. Unter den Freiwilligen gelte ich schon als Mister Kommunikation, wenn es um irgendwas geht was mit Vortrag halten, Leute anrufen, treffen …. zu tun hat, schauen während dem Meeting alle mich an.

Ein Datum auf das ich mich schon länger gefreut habe, war der achte Mai, denn an dem Tag ist abends um sechs mein Bruder am Flughafen von Bordeaux angekommen. Er hat ein Auto gemietet um zu mir zufahren. Ich wollte ihn aber am Flughafen überraschen. Ach ja jetzt hätt ich’s fast vergessen, während dieser Woche war auch der CER da, ein Institution die sich um Jugendliche mit Problemen kümmert. Die fünf Jugendlichen die bei uns ne Woche waren, haben schon eine gewisse Zeit im Knast verbracht und der CER will ihnen helfen wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Als die das letzte Mal da waren hat danach mein Handy gefehlt, doch die Gruppe jetzt war ganz anders, sehr sympathisch und es ist zwischen unseren beiden Gruppen echt ne andere Bindung entstanden als davor mit der anderen Gruppe.

Da am achten Mai in Frankreich Feiertag( Ende des zweiten Weltkrieges) fahren keine wirklich Züge, nur einer morgens um halb zehn. War also acht Stunden in Bordeaux bis mein Bruder endlich ankam(den Flughafen kenn ich jetzt auswendig). Erst wollte ich Mittags trampen, nachdem es aber morgens geregnet hat, bin ich lieber auf Nummer sicher und hab den Zug genommen. In Bordeaux hat Elsa(Praktikantin bei uns im Haus) gemeint ich kann zu ihr in die WG und dort ein bisschen chillen. Die WG ist in Pessac(übrigens Partnerstadt von Göppingen), gleich neben Bordeaux. Da es Feiertag war sind aber keine Trams gefahren und nach en bissl Bordeaux bin ich dann bis um zwei Uhr am Flughafen gewesen.

Abends waren wir dann in Bordeaux, bei Nacht ein unheimlicher Flair, haben schön gegessen und um zwölf auch schön auf den Geburtstag angestoßen.
Als wir dann in Montendre ankamen haben schon alle geschlafen, doch ich hab ihm trotzdem noch nen Rundgang mit ihm gemacht. War cool.
Am Freitag waren wir in Royan, Strand und Stadt angeschaut. Abends gabs im Haus gutes Essen und einen Geburtstagskuchen… später dann noch draußen Lagerfeuer. Da die Gruppe da war, war Alkohol streng verboten. Naja Mike wir hatten ja den Kofferraum vom Auto.
Am Samstag war Batelteuf, also der Geburtstag vom Haus, es war ganz groß angekündigt, aber so viel Rummel war dann doch nicht. Der Brotbackofen wurde offiziell eröffnet, mittags gab es ein paar wenige Ateliers und abends eine Party à la Maison des Bateleurs. Am Sonntag waren wir in Fontaines d’Ozillac, dort war ein Mittelalterfest, stand auch auf dem Programm vom Haus. Mittags sind wir dann nach La Rochelle, war en cooler Tag. Viel Wasser, Boote und Sonne. Als wir nachts heimkamen waren die anderen noch beim Essen, draußen unter unsere Vordach. Schöne Stimmung. Am Montag gings dann noch zu Dune de Pyla, mit Marjolaine, eine Ökotante die uns beiden nicht mehr von der Seite weichen wollte. Die Bäume waren ihre Freunde, so kam es schon mal vor dass sie plötzlich jemandem gewunken hat. Ja manche Leute können auch Bäumen Hallo sagen. Na ja jeder wie er will, es war en cooler Tag und auch äußerst amüsant.
Um sechs ist Mike dann wieder geflogen. Marjolaine und ich sind wieder nach Bordeaux reingefahren und dann mit dem Zug nach Montendre.
Die Gute ist noch zwei Tage geblieben und hat mir nach einer Weile ihre Seele offenbart … Ja also ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich nicht traurig war als sie wieder gegangen ist.
Seit der Abreise meines Bruders sind schon wieder ein paar Tage vergangen doch in den letzten Tagen ist nicht wirklich was passiert das hier in meinem undetaillierten Blogeintrag erwähnt werden müsste. Die Arbeit ist mehr oder weniger abwechslungsreich, Mittwoch Nachmittag gehen wir Jungs immer zum Fußballtraining, wir helfen einem Trainer beim Training von Kindern(Anfängern). Ach ja Cyril ist angekommen, ein Art Problemjugendlicher der auch schon Einbrüche und Gefängnis hinter sich hat und jetzt für ein Jahr hier bleibt, wie ein normaler Freiwilliger. Letzten Samstag war ich mit ihm und Francois in Jonzac in den Antilles, ein Erlebnisbad, zum ersten Mal. Neuerdings darf ich hier auch Auto fahren. Seit Milos und Nikola nicht mehr da sind wurden bei der Versicherung die Bedingungen geändert. Jetzt dürfen wir auch mal aufs Gaspedal drücken…

Gerade denke ich viel mehr an die Zeit nach Frankreich als an das Seminar oder die Workcamps. Wenn man mal wirklich vor Augen hat, wie begrenzt die Zeit noch ist, verliert so manches vielleicht seine Wichtigkeit. Andere Sachen werden wichtig… Es ändert sich einfach die Wertigkeit, ist ja auch ganz natürlich. In der ersten Hälfe des Jahres denkt man darüber noch anders als in der zweiten. Ich habe vor ein paar tagen übringens meinen flug gebucht, vom 16. bis 21. Juni komm ich noch mal heim. Fünf Tage, mehr konnte ich nicht mehr weg.
Am Sonntag geht’s jetzt erstmal nach Crenau für zehn Tage, da waren wir auf unserem ersten Seminar schon einmal…
So jetzt bin ich froh, dass der Blog wieder mehr auf dem Laufenden ist und nicht ganz in Vergessenheit gerät.
Denn eigentlich schreibe ich diesen Blog auch für mich, er soll mal als Andenken an ein besonderes Jahr dienen…
Bis zum nächsten Mal… wann das sein wird kann ich jetzt noch nicht sagen, aber das war auf jeden Fall nicht der letzte Artikel …;-)