Das unglaubliche an dieser Geschichte sind wohl die Missverständnisse und die fehlende Kommunikation.
Nach einer Woche Deutschland „Urlaub“ war ich wieder fit für die letzten Wochen meines Volontariats. Ich hatte extra zwei Deutschland Flaggen dabei, eine sichtbar am Rucksack angebracht um unsere Elf auch in Frankreich zu bejubeln.
Als ich von Stuttgart weggeflogen bin habe ich noch gedacht, dass wenn ich in Bordeaux ankomme mit dem Zug gleich nach Montendre fahre. Es ist zwar fête de la musique(Musikfest) in ganz Frankreich, doch wenn die anderen Freiwilligen in Montendre bleiben müssen, dann wollte ich auch zurück. Als ich in Paris(Charles de Gaulle) umgestiegen bin, habe ich jedoch ne SMS von Sebe(Italiener) bekommen, er hat gemeint dass sie heute Nacht zwischen elf und zwölf nach Bordeaux kommen und ich soll dann gleich da bleiben.
Habe dann gleich Elsa(wohnt in Bordeaux/Pessac und war 2 Monate als Praktikantin im Haus) geschrieben und auch gefragt ob es irgendwie ein Bus zu ihr gibt. Von ihr kam dann ja nehm vom Bahnhof St Jean(Bordeaux Hauptbahnhof) den Zug Richtung Pessac, schön ich bin aber am Flughafen und nicht am Bahnhof. Sie wusste nicht, dass ich aus Deutschland kam sondern dachte ich komme direkt aus Montendre. Ok na gut. Hab mir gedacht da komm ich schon irgendwie an. Im Flieger nach Bordeaux habe ich schon ein bisschen versucht zu schlafen, denn war noch von Freitagnacht müde und ich wusste die Nacht heute in Bordeaux kann lange werden. Das hat aber nicht so richtig funktioniert, da der Flieger von Paris gleihc in Bordeaux ist, vielleicht ne dreiviertel Stunde.
Am Samstagabend um fünf bin ich wieder in Bordeaux am Flughafen angekommen, wieder einmal. Aber diesmal das letzte Mal. Die letzten Wochen stehen nun vor mir. Am Flughafen hab ich erst mal ein Hitzeschock erlebt, bei Regen bin ich fünf Tage davor weggeflogen und bei strahlendem Sonnenschein komme ich wieder zurück. Es waren 32 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit(um die 80%). Schon alleine vom Laufen ist einem das T-shirt am Körper geklebt. Bin dann am Flughafen erstmal zur Office de tourisme um zu fragen wie ich am schnellsten nach Pessac komme. Die gute Frau schlägt mir erst einmal den Navette bis zum Hauptbahnhof vor und dann mit der Tram. Nein das wollte ich nun echt nicht, das wär mit dem Navette ne dreiviertel Stunde für sechs Euro und der totale Umweg.
Habe dann einen anderen Bus gefunden der bis Merignac Lycée gefahren ist, dort fängt die Tram an. Mit der Tram bin ich dann aber bis zum Rathaus(Hotel de Ville) von Bordeaux und dort umgestiegen nach Pessac, anders geht’s nicht. Es gibt in Bordeuax nicht ein so ausgeklügeltes Metronetz wie in Paris. Es war drückend heiß und ich hatte meine schönen schweren Koffer dabei, außerdem ist die Tram nur mit Verzögerung gefahren weil sie aufgrund dem Musikfest noch auf andere Mitfahrer gewartet hat.
Nach anderthalb Stunden Fahrt bin ich dann endlich in Pessac an der Tramhaltestelle bei Elsa ausgestiegen. An der Haltestelle habe ich zufällig Elsa mit Freunden getroffen, die waren gerade auf dem Weg in die Stadt. Das war wirklich ein super Zufall, sie hat gedacht ich komme nicht mehr. Naja ging ja noch mal gut, dass ich ihr so über den Weg gelaufen bin. Sie ist dann mit mit zurück zu ihrer Wohnung. Dort habe ich meine Koffer gelassen und wir sind zurück nach Bordeaux gefahren und haben dort in einer Bar die anderen wieder getroffen. Während des Abends sind wir immer wieder weiter gezogen, von Platz zu Platz. Das war wirklich eine einzigartige Stimmung, so super viele Menschen unterwegs und auf jedem Platz, in vielen klein Gassen eine andere Musik. Viele Bands oder einfach ein DJ. Dies war wirklich ein verrückter Abend. Elsa hat mich immer gefragt wann Sebe und die anderen kommen und zu mir hat er ja nur gesagt zwischen elf und zwölf. Später hat mir Karo aber geschrieben, dass sie nicht kommen, hat damit aber nur sich selbst und Eveline gemeint. So gegen später war ich immer mehr mit einer Freundin von Elsa zusammen, so dass Elsa und die anderen dann irgendwann weiter gezogen sind und ich mit ihrer Freundin und derer Freunden geblieben bin. Währenddessen sind Sebe(Ialien), Tamara(Mazedonien), Tanja(Russland), Aline(Russland) und Aman(England) angekommen. Aline und Aman kannte ich noch nicht, da diese angekommen sind als ich gerade in Deutschland war. Sie haben sich mit Elsa getroffen. Elsa hat Sebe gesagt, dass ich mit einer Freundin sei, deswegen hat Sebe sich dann nicht mehr gemeldet…
Aman wurde nachts irgendwie von nem Araber mitgenommen, sie wollte das aber. Nach ner Stunde hat der sie aber irgendwo in Bordeaux auf der Straße sitzen lassen. Sie hatte keine Ahnung wo sie ist und auch keine Handynummer von den anderen. So hat sie mehrer Stunden nach den anderen gesucht, die dann aber nicht gefunden und somit hat sie sich entschlossen zum Bahnhof zu gehen.
(…) Ich habe ihre Wohnung um vielleicht halb vier verlassen. Mit der Tram bin ich raus gefahren nach Pessac. Als ich an Elsas Haus ankam, war dort aber niemand. Ach ja das haus ist an einer Gartentür immer offen. Ich wusste gar nicht richtig wo ich schlafen soll. So bin ich einfach in das Zimmer wo wir letzte Woche waren. Da hab ich ne Matratze gefunden und ein dreckiges Leintuch. Das reicht als Zudecke. Habe mir den Wecker auf 7.40 Uhr gestellt, da ich dachte es fährt um 9.00 Uhr ein Zug nach Montendre. Wir hatten schon letzte Woche das Problem, da am Sonntag von Bordeaux nur ein Zug morgens und dann wieder abends um 18.00 Uhr fährt. Nicht gerade gute Zugverbindungen!
So hab ich um 7.40(nach 2,5 h Schlaf) meine Koffer geschnappt und schnell zur Tram. Da es das Wochenende vom Fête de la Musique war, gab es jedoch einige Verkehrsprobleme. Die Tram fuhr nur zwei Stationen, danach musste man warten auf einen Ersatzbus bis zum Place de la Victoire(Zentrum). Als ich am Victoire war hatte ich noch 15min bis neun. Ich wollte den Zug auf keinen Fall verpassen und dann wieder den ganzen Tag bis abends um sechs in Bordeaux rumgammeln. So bin ich vom Victoire bis zum Bahnhof mit all meinem Gepäck gerannt. Ich wäre echt fast tot umgefallen als ich am Bahnhof ankam.
Doch was für eine Enttäuschung muss ich dort sehen… Kein Zug. Der erste ist um 8.15 Uhr gefahren. Oh nein!!!!
Na ja dann bin ich in mein wohlbekannten Warteraum. Da war auch schon Aman(die schwarze Engländerin, stammt aus dem Sudan), die Sache war nur, dass wir uns nicht kannten. Mein Gepäck hatte ich im Warteraum gelassen und mein Plätzchen habe ich neben dem Bahnhof in einem kleinen Park gefunden. Dort war eine schöne ruhige Parkbank die mir zu diesem Zeitpunkt so wunderschön vorkam. Endlich Ruhe, endlich versuchen ein bisschen zu schlafen. Ich würde nicht sagen, dass ich aussah wie ein Penner, eher wie ein sehr müder Reisender. Die Stühle im Warteraum waren zu unbequem zum Schlafen.
So habe ich den Morgen in einem Zustand zwischen tot und lebendig verbracht. Gegen Mittag habe ich mich dann mal an den Bahnkartenschalter gewagt. Der nächste direkte Zug nach Montendre fuhr um 18 Uhr und war dann um 19 Uhr dort. Es gab jedoch noch einen anderen. Ein Zug über Saintes, der totale Umweg. Der Zug fuhr um 14 Uhr in Bordeaux los, in Saintes hatte man eineinhalb Stunden Aufenthalt und dann ging es zurück nach Montendre, wo man dann erst um 17.34 Uhr ankommt. Ach ja und der Zug war auch noch teurer, da er eine längere Strecke fuhr. Naja ich wollte einfach unbedingt ins La Maison des bateleurs zurück. So hab ich diesen Zug um 14 Uhr genommen. Aman übrigens auch.
Das unglaubliche: Die anderen d.h. Sebe Tamara und die beiden Russinen haben auch bei Elsa geschlafen. Sie sind eine halbe Stunde nach mir heimgekommen, haben nicht mal meine Koffer im Wohnzimmer gesehen und haben natürlich auch in anderen Zimmern geschlafen, in richtigen Betten, weil Elsa diese Nacht nicht da war. Na ja ich wusste davon nichts. Sie wussten nicht dass ich im Haus bin und ich wusste nichts von Ihnen. Sebe hat gemeint ich bleibe die Nacht bei der Freundin von Elsa. So bin ich also morgens um 7.40 total fertig aus dem haus während die andern ein paar Zimmer weiter oben noch schön bis 13 Uhr weiterschliefen…
Als ich in Saintes angekommen bin, habe ich auf dem Bahnsteig gleich wieder eine mir sehr sympathisch vorkommende Bank gesehen. Schön noch ne Stunde auf Sparflamme verbringen. Danach habe ich am Bahnhof auhc noch Cyrill getroffen. Unser französischer Problemjugendlicher, der ist morgens von Montendre weg und nach Saintes getrampt um von dort mit dem Zug zu sich nach Hause zu fahren. Er hatte Aman auch am bahnhof getroffen, mir davon aber nichts erzählt. Er hat mir nur gesagt dass es zwei neue Freiwillige gibt, Ne Russin und ne Engländerin. Na gut.
Mit ein wenig Verspätung fuhr dann auch der Zug nach Montendre. Sebe war nicht am Bahnhof um mich abzuholen, so musste ich den ganzen Weg durch den Wald auch noch Laufen. Aman ist an der Straße entlang, ein längerer Weg da sie sich ja nicht auskannte. Sie kam jedoch trotzdem vor mir am Haus an, wahrscheinlich weil ich so viel Gepäck hatte und mein Gesamtzustand auch nicht so gut war. Im Haus hat sich dann alles aufgeklärt… Die anderen hätten mich mit dem Auto von Bordeaux sogar noch mitnehmen können, da sie ja Aman verloren hatten und somit nur noch zu viert waren. Man hätte nur von der Anwesenheit des anderen wissen müssen…
Am nächsten Morgen bin ich dann mit Luc nach St. Genis gefahren zu unserem Workcamp im Internat. Da war die Stimmung nicht so toll. Konflikte in der Gruppe, die Mädels hassten Jo(Italiener), er mochte die Mädels nicht und ich hab versucht en bissl zu vermitteln. Hab das aber nach einer Weile auch aufgegeben, da es keinen Sinn hatte. Hab im Haus angerufen und Jerome davon berichtet, hatten dann ein Krisenmeeting mit Adriana, hat nichts gebracht da man Einstellung nun mal nicht ändern kann, aber trotzdem war es gut, das es beredet wurde.
Die Nachmittage haben wir immer das Mosaik gemacht. Am Anfang kam ich mir zwischen all den gackernden Hühnern ein bisschen verloren vor. Doch am Dienstagabend kam Renault, er wird mit Karo das Workcamp animieren und ist aus Lille. Mit ihm war es echt cool. Haben uns gleich super verstanden und die letzten Workcamptage wurden noch richtig cool.
Am Freitag war dann ein Riesenfest, der 10 jährge Geburtstag des Internats. Es war alles sehr edel, ein sehr großes Zelt, gutes Essen und afrikanische Tänzer die etwas vorführten.
Am Samstag ging es dann wieder heim nach Montendre. Dieser Samstag war der letzte Samstag den ich Karo und Eveline zusammen verbringen. Da wir diese Woche alle auf unsere Workcamps gehen und ich von meinem ein tag früher gehe weil ich am 27. in Köln sein muss. So haben wir Samstagnacht alle am See verbracht, bis es hell wurde.
Der Sonntag war dann Finaltag. Mit zwei Autos sind wir abends nach Bordeaux gefahren. Dort in ne Bar. Zuerst war ich mit Aman alleine in ner Bar. Ich war der einzige mit einer Deutschlandflagge, alles voll mit Spaniern oder Franzosen die für Spanien waren. Die vielen spanischen Chancen wurden lautstark mitverfolgt. Als dann das Tor fiel hab ich von einer Spanierin bzw. ein Französin die für Spanien war einen Spanienschal auf die Schulter geworfen bekommen. Na danke! Zur Halbzeit sind wir raus zu den anderen. Auf dem Weg hab ich noch ein paar mal VIVA ESPANA gehört. Die Bar der zweiten Halbzeit war eindeutig besser doch leider vielen ja keine Tore mehr. Naja ausgeträumt der raum vom Europameister 2008. Nach dem Spiel sind wir noch ein wenig auf der Rue Saint Catherine gelaufen, Tamara und Aman haben mich getröstet… Renault und ich hatten noch die Deutschland Flaggen und haben somit alle Kommentare der Passanten abgekriegt. Vor allem für ihn als Franzose war es witzig. Ganz unterschiedliche Kommentare von Deutschland ist Null über Es tut uns Leid oder auch Scheiß Spanier.
Zufällig sind wir zum Fluss geraten. Dort war Weinfest. Das muss was heißen Weinfest in der Stadt der Weine. An der Uferpromenade stehen in Bordeaux alle Prunkhäuser. Auf einem Platz war laute Musik und es wurden viele Bilder uns Zitate an die Fassaden geworfen. Danach kam der Countdown bis 2013, da ist Bordeaux nämlich Kandidat zur Kulturhauptstadt.
So gleich wurde über der Garonne(Fluss) auch noch ein Feuerwerk gezündet. Wirklich unglaublich, es ging eine dreiviertel Stunde lang und war auf die Musik abgestimmt.
Das war eine gute Aufmunterung nach unserem eher schlechten Fußballspiel.
Bis um zwei waren wir dann wieder zuhause.
Gestern habe ich meinen Bericht geschrieben, wir müssen ein bericht über das Workcamp in St. Genis schreiben. Ja und heute schreibe ich hier diesen Blogeinrag und muss noch all die sachen organisieren bis ich am Donnerstagfrüh auf mein Workcamp fahre. Ich habe jetz doch noch eine Mitanimateurin aus Lille. Sie ist von der gleichen Organisation wie Renault. Sie wird am Mittwoch ankommen, spricht nur Frazösisch und hat noch nie ein Workcamp geleitet aber das ist egal. Zu zweit ist es besser als alleine. Am Samstag kommen dann die Freiwilligen an, 12 insgesamt. Die zwei Tage davor müssen wir das Workcamp noch vorbereiten und es gibt noch ein Meeting im Rathaus. Ich bin in Cravans, ein Kaff mit ein paar hundert Einwohnern…
Nach dem Workcamp ist dann alles vorbei und ich reise hier wirklich ganz plötzlich ab… So sind jetzt gerade meine zwei letzten Tage im La Maison des Bateleurs…
Dienstag, 1. Juli 2008
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