Also ich bin wieder angekommen im La Maison des Bateleurs. Am Dienstagabend um kurz nach sieben mit dem Zug aus Bordeaux. Nikola und Vika haben mich mit dem Auto am Bahnhof abgeholt, sie standen jedoch schon zwanzig Minuten, da der Zug normalerweise früher ankommen sollte.
Ich hab mir im Zug schon Gedanken gemacht, ob Nikola noch dastehen würde weil eigentlich sollte der Zug ja um sieben ankommen. Ist er aber nicht. Wieso weiß ich auch nicht, denn zweimal ist er einfach zwischen Bordeaux und Montendre stehen geblieben und so dann wieder ein paar Meter in die falsche Richtung gerollt.
Ich schau auf mein Handy, 18.59Uhr. Ok eigentlich sollte ich jetzt laut meinem Fahrplan, nach einem Monat und 5 Tagen Deutschland, wieder in Montendre ankommen.
Es hat stark geregnet und ich hätte wirklich schlecht mit meinem Gepäck zum Haus laufen. Ich hatte nen riesen Rucksack und noch ne viel viel gößere Tasche mit 28kg.
Mit diesem Ballast bin ich in Paris schon leicht ins Schwitzen gekommen, denn ich musste den Bahnhof wechseln, vom Gare de l’Est zum Gare Montparnasse. Es gibt zwar unter jedem Bahnhof ne Metrostation, doch auch da muss man erst einmal hinkommen. Es gibt dort sehr viele Treppen und fast keine Rolltreppe.
In gewisser Hinsicht hatte ich auch Glück denn ein Metroticket hatte ich schon und musste mich somit nach am Kartenschalter anstellen. Das Ticket hat mir meine schon etwas ältere Nebensitzerin im Zug von Stuttgart nach Paris gegeben. Als ich in Stuttgart eingestiegen bin, da bin ich noch fest davon ausgegangen sie sei ne deutsche Oma, obwohl es ja schon sehr realistisch ist im Zug nach Paris Franzosen vorzufinden.
Als sie dann telefoniert hat, ist mir auch aufgefallen dass sie Französin ist, was mich irgendwie erstaunt hat.
Sie hat mich dann während ich Ipod gehört habe angesprochen ob ich denn auch Französisch könne. So kamen wir dann ins Gespräch. Sie kann kein Deutsch, ist Rentnerin und war bei einer deutschen Freundin in München.
Zu dem Zeitpunkt bin ich noch davon ausgegangen, dass ich nur 50min habe um den Bahnhof in Paris zu wechseln und mir noch ein Ticket zu kaufen. Ich hatte meinen Fahrplan irgendwie falsch gelesen, aber bis ich das bemerkt hab, hat sie mir schon ein Metroticket geschenkt.
Sie meinte so könne ich Zeit sparen. Halt ne nette alte Frau.
Ich hatte dann eineinhalb Stunden Zeit. Die hab ich jedoch auch gut gebraucht, denn mit meinem Ballast war ich nicht gerade schnell unterwegs.
Ich hatte auch noch sieben Gruibinger dabei, so als Mitbringsel für die Freiwilligen. Die sollten auch heil hier ankommen, dat gute Bier!
Bis ich das Ticket hatte waren es dann auch nur noch 10min bis der Zug abfuhr, also echt en gutes Timing.
Als ich dann endlich in Montendre ankam, und es in strömen gegossen hat, hab ich gleich Nikola und Vika gesehen. Das war cool. Bandito(Hund) war auch dabei und saß auf der Rückbank. Nikola fuhr in rasantem montenegro Autofahrstil zum Haus.
Dort war es natürlich schön alle wieder zu sehen. Was heißt alle. Also Karo, Evelyn und Sebe.
Doch der Freude des Wiedersehens, hatte ich doch das Gefühl, dass mir so eine Welle von Motivationslosigkeit entgegenschlug. Ich bin einfach noch zu stark im Deutschland Leben. Hatte jetzt viel Motivation und neue Ideen mitgebracht. Diese musste ich am Abend auch noch gleich erzählen, konnte einfach nicht warten. Hab sowieso nicht viel gegessen, da ich von der Zeit in Deutschland erzählt habe.
Karo(Deutsche) hat mich gleich vorgewarnt, dass es im Haus Veränderungen gab und es nicht mehr so ist wie als ich gegangen bin. Seit Nico und Olivier nicht mehr da sind sei die Stimmung irgendwie anders.
Als sie mir von den letzten Wochen erzählt haben, hab ich nur gedacht Oh Fuck, in so nen trott will ich nicht reinkommen. Da war nur Evelyn, Nikola und Vika da. Sie hatten hier ne Woche frei und haben die ganze Zeit im Haus also eigentlich im Bett verbracht. Einmal am Tag haben sie sich aufgerafft Pizza zu machen. Also wirklich eine Woche Pizza.
Nachdem ich ein bisschen ausgepackt hab, wurde zur Feier des Tages mit meinem guten Gruibinger angestoßen.
Den nächsten Morgen hab ich mir zwar rechtzeitig sodass es zum Frühstück langt den Wecker gestellt, bin dann aber doch erst später also um halb neun nach dem Frühstück und zu Beginn des morgendlichen Putzens aufgestanden.
Hab mir gedacht, den ersten Tag hier muss ich nicht ganz so früh beginnen. Hatte noch en Brötchen vom Zugfahren her, das hat sich auch gut als erstes Frühstück wieder in Frankreich geeignet.
Als ich dann runter kam, hab ich gleich Adriana(Permanent) gesehen. Nach der üblichen Begrüßung hat sie gleich gemeint, dass sie noch mal mit mir reden möchte, da sich im letzten Monat im Haus etwas verändert habe. Na gut. Bis jetzt hat sie es noch nicht gemacht, da sie krank geworden ist. Wie ich da so nebenbei was mitbekommen habe, wuill sie jetzt jeden Monat mit jedem Freiwilligen mal näher reden. Das sind ja ganz neue Seiten. Naja nicht schlecht, hab ja auch en paar neue Projektideen dabei.
Unsere „Arbeit“ am ersten Morgen ist mir eher als ne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme vorgekommen. Es gibt bisher noch keine technischen Leiter seit Nico und Olivier weg sind und dann sollen wir selber was machen.
Also die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war: Atelier aufräumen. Wir haben lange Holzbalken umhergeschleift und dann noch den Boden en bissl gesäubert. Super, eine wirklich sehr sinnvolle Arbeit. Also das war jetzt ironisch falsch es nicht auffallen sollte.
Ich hatte jedoch den Vorteil, dass ich noch ein kleines Eigenprojekt hatte. Es sollten Neujahrskarten an viele verschiedene Leute verschickt werden. Die sind so groß wie eine Visitenkarte. Auf der Vorderseite stehen Neujahrsgrüße mit Bildern von Freiwilligen bei der Arbeit. Die Rückseite sollte als Hintergrundbild unser Haus haben und dann einen Kalender von 2008 eingeblendet. Die Rückseite haben sie nicht hinbekommen, da sie das mit dem Photoprogramm nicht hinbekamen.
Jetzt war ja aber ich da, und habe mich dann gleich dazu bereit erklärt dies zu machen. Während die anderen dann auf dem Dachboden noch alte Klamotten(Berge von alten Klamotten die alte Freiwillige dagelassen haben) sortierten, saß ich im Büro und hab mit meinem Laptop im Internet nach nem Kalender gesucht. Bei dem Photoprogramm musste ich auch ne Weile rumprobieren weil ich das so direkt noch nie gemacht hatte.
Einen Kalender habe ich auch gefunden, nur leider nicht in Französisch. So musste ich alles umschreiben und jeden Tag einzeln eintippen. Daran saß ich dann auch noch am Donnerstagmittag. Ich stell mein Ergebnis mal hier rein!
Ach ja währenddessen habe ich auch gleich mal bei den Permanents meine Projektideen angesprochen. Die waren davon begeistert. Wegen dem Konzert wollen wir am Meeting drüber sprechen, sodass jeder von den Freiwilligen etwas macht also eine spezielle Aufgabe übernimmt. Wegen dem Deutsch und Englisch Kurs am Collège werden sie dort anrufen. Das sei jedoch mehr Organisation da man sich immer im Klaren darüber sein muss was beide Seiten wollen(meinte Nadège). Das hätten Freiwillige früher auch schon gemacht. Ich könne jedoch nicht einfach zum Collège gehen und fragen ob ich das machen kann. Wenn dann arbeitet meine Association mit der Institution Schule zusammen.
Wegen Vereinen soll ich einfach auf dem Rathaus vorbei gehen und schauen was es gibt.
Später habe ich noch meine Bildwand gemacht. Jetzt habe ich ganz viele Fotos an der Wand neben meinem Bett.
Abends bin ich dann mit noch mit Vika und Sebe mit in ne kleine Bar hier zum Billiard spielen.
Gesternmorgen war ich mit Karla(aus Kolumbien, ist für die Koordination im Haus zuständig) und Jean Baptiste(ein komischer Vogel) in der Einkaufsgruppe. Donnerstagmorgens ist in Montendre immer Markt, dort kaufen wir dann Gemüse und Obst. Also Jean Baptiste ist hier vorgestern irgendwie aufgetaucht. Er soll vor vier Jahren hier mal Freiwilliger gewesen sein. Der Mann ist wirklich verpeilt und glaub auch jeden Tag zugekifft.
Als wir auf dem Markt waren, ist er in ne Apotheke, da er anscheinend was habe wo er jeden Tag Medikamente nehmen müsse. Ja die Krankheit kann ich mir vorstellen :-)
Auf dem Weg hat mir Karla gleich erzählt, dass wir versuchen sowenig wie möglich Plastikverpackte Sachen zu kaufen. Außerdem geben wir die Plastiktüten, in denen wir am Marktstand das Gemüse/Obst bekommen gleich wieder zurück. Das Gekaufte kommt dann in unseren Korb.
Naja also so übertrieben Umweltbesorgt bin ich nun auch nicht und das kam mir schon übertrieben vor. Aber man ist ja tolerant!
Später waren wir noch im Champion(Supermarkt). Bei uns werden keine großen Marken gekauft sowie Nutella, Heinz oder Kelloggs. Die sollen nämlich irgendwo in Afrika oder Südamerika Menschen ausbeuten. Naja gut, da wären wir dann schon wieder beim Thema Toleranz!
Achja einen Erfolg hatte ich, auf dem Markt haben wir Würste gekauft, da haben dann 20 Würste auch 10,50 Euro gekostet, aber immer noch besser als das ekelhafte Billigfleisch aus em Supermarkt.
Hab Karla dann nach unserem Budget gefragt: 3Euro pro tag pro Person. Das macht in der Woche 210 Euro. Wir haben auf dem Markt 60 und im Supermarkt 90 ausgegeben. Da gibt es immer noch 60 zum verprassen. Mit dem Geld könnten wir mal eher Produkte besserer Qualität einkaufen. Karla meinte darauf nur, das Haus hätte 20000Euro Schulden und man müsse nicht immer alle Gelder ausnützen. Ok aber am Essen sollte man nicht sparen. Jetzt wie? Ich wenigstens, dass ich nicht sparen muss beim nächsten Mal einkaufen.
Donnerstag kommt immer ne alte Frau die das Gekaufte zum Haus fährt. Karla ist mitgefahren. Ich bin dann mit Jean Baptiste zum Haus gelaufen. Also er ist 21(sieht älter aus) hat lange Dreadlocks in denen sich schon bestimmt ein paar Tiere eingenistet haben. Er läuft immer mim gleichen Pulli rum und bindet seine Schuhe nie. Ja stinken tut er auch noch ein bisschen. Er ist hier im Haus, da er in Montendre den Führerschein macht. Hoffen wir mal er besteht nicht, wenn der da zugekifft rumfahren würde, wär das wirklich ne Gefahr. Er kommt aus Mauritius(deswegen auch dunkel) uns ist mit einem Jahr nach Frankreich adoptiert worden. Er will Musiker werden(Trompete) und ist die letzten zwei Jahre in Europa umhergereist wo er in verlassenen Häusern gewohnt hat. Naja…
Achja er ist sehr vergesslich, der Drogenkonsum über die Jahre hinterlässt halt seine Spuren. Hab ihm schon mehrmals gesagt, dass ich Chris heiße und aus Deutschland komme. Er brauch halt ne Weile um dies in seinem kleinen Gehirn zu speichern. Zu Sebe hat er heute einfach italiano gesagt, als ihm der Name nicht eingefallen ist.
Außerdem hat er eine super kindliche Lache. Die für uns auch zum Totlachen ist.
Eins kommt noch, vielleicht will der drei Wochen hier bleiben. Wenn Adriana ja sagt. Drei Wochen mit ihm omg.
Am 26. oder 28. Januar gehen wir für zwei Wochen auf ein Workcamp in der Nähe von Touluse. Da hat er sich auch überlegt ne Woche mitzugehen.
Gesternabend um fünf kamen dann zwei Frauen. Dies ist ein neues Projekt von hier. Die sind gestern zum ersten Mal gekommen. Die beiden wollen Englisch lernen. Die Projektidee ist die, dass sie von uns Englisch lernen und wir von ihnen Französisch. Wir haben einfach viel geredet, wir auf Englisch und wenn sie es nicht verstanden haben, dann halt übersetzt. Sie haben meistens auf Französisch geantwortet da ihre Englischkenntnisse noch nicht allzu groß waren. War ganz nett.
Heute früh haben wir weiter Kleider sortiert und sie dann auf die Müllanlage gefahren.
Um zwei ist Meeting und dann geh ich noch mit Karla ins Dorf weil wir die Neujahrskarten drucken müssen.
So dies war jetzt sehr detailliert, aber muss auch mal sein.
Hab ja schon lange nichts mehr geschrieben. En Eintrag über den Aufenthalt folgt auch noch. Mal sehen wie es aussieht mit meiner Tipplust am Wochenende.
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