Mittwoch, 28. November 2007

Bretagne – Arbeit pur jedoch ein tolles Erlebnis

Das letzte Bild vor der Abfahrt. Die 4 Bateleurs aus Montendre vor der Fassade. Die Holzbretter haben Olivier und Sveta gemacht. Ok hauptsächlich Olivier.

Kurz vor der Abfahrt voll bepackt

in voller Ausrüstung mit Atemmaske und Schutzbrille. Jetzt sind überall noch mehr Chaudflecken.
mit Nikola

Unser Schlafplatz. Olivier(mit Musique) dann Nikola, Sveta und der rote ist mein Schlafsack.







Es begann am Donnerstagnachmittag. Nach dem Essen ging es los, mit unserem voll geladenem Renault Megane. Vorne saß Nikola und natürlich Olivier(der gefahren ist), Sveta und ich saßen hinten. Das Auto war so voll, dass wir uns auf unsere Decken drauf setzen mussten. So konnte man sich nicht einmal gerade hinsetzten ohne sich ständig den Kopf anzuschlagen.
Wir sind insgesamt fünfeinhalb Stunden gefahren und als wir kurz vor Nantes waren und es Nacht wurde, ist Olivier ein kleines aber nicht unbedeutendes Problem aufgefallen. Die Scheinwerfer. Es ging nur noch Standlicht und Fernlicht. Da Olivier auf der Autobahn nicht immer mit Fernlicht fahren kann, war es öfters mal dunkel um uns. Auf einer Raststätte wo zufälligerweise ein Laden mit Ersatzteilen war, hat Olivier dann beide Lampen gewechselt.
Mein Ipod hat zum Lichtspenden unter der dunklen Motorhaube gedient.
Mit funktionierendem Abblendlicht ging die Fahrt dann weiter.
Abends sind wir dann auf einem „Gehöft“ angekommen, nicht allzu weit von Vannes(glaub ich zumindest) entfernt. Es gab nur wenige „normale“ Häuser und eine große Farm.
Ein Mann mit nahezu Vollbart hat uns empfangen. Es war Jean-Philippe, der Bekannte vom La Maison des Bateleurs. Wir sollten mit in sein Haus kommen, das Essen sei schon fertig. Sein Haus? Nein es war kein Haus sondern ein Zelt. Ein rundes Zelt mit 40m² indem er mit seiner Frau und seiner Tochter(ein Jahr alt) lebt. Jean-Philippe selber ist auch erst 28 Jahre. Die waren dort alle super nett und freundlich. Aber ich war schon etwas schockiert als wir dann in der Mitte des Zeltes an einem Tisch saßen. In der einen Ecke, äh Rand( in einem runden Zelt gibt es ja keine Ecken) war eine Kochplatz, am anderen Rand ein Sofa, eine Badewanne … alles Mögliche. Man kann es sich so vorstellen wie aus einem Film über Russland, wo irgendwo im fernen Sibirien Menschen auch so leben. Wir haben dann gegessen, es gab jedoch nur Bio Sachen. Die Farm war eine Biofarm und es gab dort alles was aus dem Boden wächst. Außerdem macht Jean-Philippe selber Käse und neben der Farm ist ein Hektar großes Gehege mit Rehen. Zwei Rudel, so viele Rehe auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Im Sommer kommen Schulkinder die hier campen und was mit den rehen „unternehmen“. Gelegentlich werden manche Rehe auch getötet um das Fleisch dann zu verkaufen.
Nach dem Essen wurde uns unser Schlafplatz für die nächsten 4 Tage gezeigt. Es war in der Farm – zum Glück. Die Farm war eigentlich ein riesengroßer Saustall, wo man irgendwie alles an handwerklichen Sachen finden kann. Es gab eigentlich nur zwei richtige Räume. Im ersten gab es eine kleine Küche, Tische und eine Toilette, gleich dahinter ging es zu uns. Das Zimmer war glaub ich größer als sein ganzes Zelt und das Herzstück war ein kleiner kreisförmiger Ofen, beidem man oben Holz hinein geschmissen hat. Es war der einzige warme Raum. Doch wenn man abends vor dem Schlafen gehen den Ofen noch mal richtig voll gemacht hat, war es morgens trotzdem sehr kalt. Sobald das Feuer aus war ist es kalt geworden denn eine große Isolation der Wände war nicht vorhanden. In der Ecke standen ein zwei große Matratzen auf denen wir dann unsere Decken und Schlafsäcke ausgebreitet haben.

Die Arbeit ging morgens immer zwischen halb neun und neun los. Olivier hat jedoch jeden Morgen andere Methoden angewandt um uns aufzuwecken wie z.B. Licht anschalten, Musik anmachen oder auch mal Holz für den Ofen hacken.
Die Arbeit war in zwei Teams aufgeteilt. Olivier und Sveta haben die Fassade der Farm abgerissen und neu mit Holz gemacht.
Die schwere Arbeit war jedoch bei Nikola und mir. Wir haben mit Jean-Philippe an dem Käseraum gearbeitet. Es ging in einen Keller(eins der richtigen Häuser), wo die Decke so niedrig war, dass man nicht gerade stehen konnte. In der einen Ecke des Raumes war der Boden nur Erde. Hier sollte der neue Käse Aufbewahrungsort entstehen. Mit Schaufel und Beil haben wir hier erstmal 20cm tiefer gegraben um das alles auf ein Niveau zu bringen wo man aufrecht gehen kann. Danach wurde viel Holz gesägt um die Grundpfeiler der Wand zu fertigen. Außerdem haben wir an der Holzdecke einen Teil eines morschen Holzbalken(Träger) ersetzt. Mit Chaud( ein weißes Pulver das man auch zum Zement machen benutzen kann) und Wasser wurde eine Farbe zusammengerührt. Dies alles hat sehr viel Staub erzeugt und ohne Atemmaske wäre das echt schlecht gewesen. Wir haben die Wand, die Decke und alle Holzbretter gestrichen. Die Wand wurde aus stark zusammengebundenem Stroh(paille) gemacht. Laut Jean-Philipe soll dies die beste Isolation sein, besser als Holz und viel besser als Steine und Zement. Mit von Chaud angefeuchtetem Stroh wurden dann noch die Löcher gestopft. Nikola hat mit einer Art Kettensäge(ohne Kette), die Stroh oder Heuwand gesägt um alles auf ein Niveau zu bringen. Am Ende sollte noch eine gekaufte Holztür eingesetzt werden, die jedoch zu groß war und erst mal zurecht gesägt werden musste. Auch an der Decke haben wir die Holzbalken ausgesägt, gerade in dem Radius, den die Tür später zum öffnen braucht. Das war schon ein wenig chaotisch.
Die Tür konnten wir aus Zeitgründen jedoch nicht mehr fertig machen. Wir haben dann noch das Käseregal( das aus unerklärlichen Gründen super schwer war) hineingebracht.

Das Essen war ganz ok, aber es gab halt viel Gemüse in allen möglichen Varianten. Auch die Butter und das Brot waren selbst gemacht. Es gibt insgesamt die Familien, die zusammen die Farm und alles drum herum betreiben. Eine der Frauen hat jeden Mittag gekocht. Wir haben immer mit den Familien bei uns im Zimmer am Tisch gegessen.
Am Samstagabend gab es Galetten die breonische Form von Crepes. Galette sind dunkler(mit dunklem Mehl) und salzig. Das war so einer der besten Essenstage. Auch der Samstagabend war super. Im Nachbardorf war ein großes Fest(einmal pro Jahr). Es wurde viel getanzt, jedoch auf bretonische Art. Als ich das am Anfang gesehen habe, war das schon sehr komisch. Viele Menschen(alle Altersgruppen) halten sich an den Händen( nur mit dem kleinen Finger verhakt) und laufen( andere würden es tanzen nennen) im Kreis. Es gab jedoch mehrer verschiedene Tänze und wir haben einfach mitgemacht. Bis auf Nikola, der hat nur zugeschaut. Bei manchen war wirklich Action dabei und es hat Spaß gemacht. Man hat einfach gemacht was die anderen machen und es wurde mit vielen verschiedenen Leuten getanzt, ist dort so üblich.

Am Sonntagmorgen durfte ausgeschlafen werden und es wurde nur mittags gearbeitet.
Eine weitere spezielle Sache sind die Duschen. Man musste jedes mal außen an der Farm herumlaufen wenn man duschen wollte und die Temperatur konnte man auch nicht verstellen.
Am Anfang, als wir angekommen sind haben Olivier und Jean Philippe die Temperatur eingestellt und die blieb dann auch so. Es war zu heiß! Ich konnte mich langsam an die Wassertemperatur gewöhnen doch man musste sich immer bewegen, sodass dass heiße Wasser nicht zulange auf dieselbe Stelle kam. Nikola und Sveta konnten sich jedoch nie an die Temperatur.
Man konnte auch nicht sein eigenes Shampoo benutzen. Es hab ein eigenes Abwassersystem, das Wasser wurde in großen Becken gesammelt und versickert dann in der Erde. Das heißt beim Duschen wurde ein Bioshampoo benutzt. Das hatte einen komischen Geruch.
Es gab auch noch Musique, eine 3 Monate junge Katze, die bei uns im Zimmer geschlafen hat und wirklich süß war.
Am Montagabend als wir ins Bett sind, hat Nikola an seinem Platz ein bisschen Katzenscheiße gefunden. War noch ganz lustig.
Am Dienstag früh um halb neun gings dann wieder los in die „Heimat“. Olivier hatte um halb drei in Saintes(eine Stunde von Montendre) ein Meeting. Morgens haben wir dann alles ins Auto geschmissen und ohne Frühstück gings los.
Um eins waren wir in Saintes und haben dort was gegessen. Als Olivier dann bei seinem Meeting war, sind wir drei Stunden im Park rumgegammelt um auf ihn zu warten. Da das Wetter gut war, war das schon ok.
Sveta hat heute morgen gemeint, dass ich heute Nacht im Traum gesprochen habe, Oui Jean-Philipe il y a encore du chaud là bas (Ja Jean-Philipe es gibt noch unten noch Chaud). Komisch ich kann mich nicht erinnern über Bretagne geträumt zu haben…Heute haben wir drei einen freien Tag und ich habe Zeit diesen Bericht zu schreiben. Heute war Big Cleaning im Haus und ich bin echt froh, dass ich da nicht mitmachen muss...


ganz viel Käse







Die Holzbalken und rechts kann man die Strohwand sehen. Hier kommt noch ne Tür rein.






So sah es am Anfang aus, bisher wurde nur der Boden tiefergelegt
Der Eingang in unseren "Keller"







Jean-Philipe von hinten und dahinter sein Haus(Zelt)








die Rehe



Musique(Katze) Live





















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