Montag, 19. November 2007

Energieprojekt plus Woche mit Jugendlichen

moi zwischen unseren beliebten Mülltonnen
Sebe der Italiener aus Sardinien

"Menschenmassen" in Montendre


Am Sonntag war ich mit Sebe unterwegs. Wir sollten um 15.00 Uhr an einem erneuerbaren Energien Stand in den Straßen von Montendre sein. Um halb zwei sind wir von hier losgegangen weil wir noch einen Döner essen wollten. Am Wochenende gibt es hier nämlich nicht so regelmäßig was Gutes zum Essen. Kommt halt auf die Freiwilligen an.
Bis wir beim Dönerladen waren, sind wir schon an Allenmöglichen Ständen vorbeigekommen und auch an sehr vielen Menschen. Was für Montendre eher unüblich ist. Das Dorf oder die „Stadt“ war am Sonntag voll mit Menschen. In den Straßen überall Marktstände.
Wir haben uns dann erst mal den besten Döner(vielleicht auch einer der einzigen) von Montendre schmecken lassen.
Danach hat Sebe irgendwie Lust auf en Bier bekommen. Wir sind durch die „Menschenmassen“ hinunter zum Intermarché, der aber leider geschlossen war. Bis zur nächsten Bar haben wir dann nen kleinen Umweg gemacht, der von Sebe mit allerlei Ausrufen wie cazo und anderen italienschen Fluchwörtern begleitet wurde.
Kurz nach 15 Uhr haben wir dann die Bar gefunden. Bis wir wieder draußen waren und an dem Stand, war unsere Verspätung doch deutlich zu bemerken. Ok hätte bemerkt werden können. Aber dort hat das niemand interessiert. Es standen ein kleiner Wagen mit Prospeken über erneuerbare Energien und drei Mülltonnen rum. Eine Frau, die mit uns gar nicht gerechnet hat, war dabei die vorbeiziehenden Menschen mit Witzen über Müll zu langweilen. Ja genau das war auch unsere Aufgabe, wir sollten mit den Leuten über Mülltrennung sprechen. Ich glaube es kann sich jeder vorstellen, dass dort kein großes Interesse bestand, vor allem nicht bei Franzosen, die sich über Mülltrennung sowieso nicht so viele Gedanken machen. Die Frau ist dann gegangen und wir saßen rum. Ein paar Leuten, die am wagen stehen geblieben sind hab ich den Weg zum erneuerbare Energienzelt beschrieben, aber sonst war nichts Aufregendes dabei.
Die Frau kam dann später wieder und hat gemeint wir könnten auch gehen, da sie mit Verantwortlichen gesprochen hat und man könne den Wagen auch alleine lassen.
Ok wir sind dann heim. Abends waren wir beim Abbau der Ausstellung(Bauzäune etc.).
Zum Ende gabs noch Apero mit einem riesen Topf voll mit Muscheln. Von dem hab ich mich aber nicht so angezogen gefühlt.

Der Montag war lässig. Sveta, Sebe und ich hatten morgens frei da wir am abend davor abgebaut haben. Mittags kam die Gruppe aus der Nähe von Paris an. Es waren fünf Jugendliche und drei Betreuer. Die Jugendliche wohnen in einer Art Heim. Sie haben in der Vergangenheit irgendwelche Dummheiten gemacht, deswegen sind sie jetzt in diesem Heim. Eine Art Vorgefängnis. Sollten sie jetzt noch irgendwas anstellen kommen sie in Knast.
Das erste Aufeinandertreffen mit ihnen war schlecht. Wir haben versucht auf sie zuzugehen und sie zu begrüßen. Es gab aber nicht gerade viel entgegen und einer hat sich auch geweigert die Hand zu geben. Die ersten zwei Tage war ich wirklich abgeneigt gegenüber ihnen. Sie kamen rüber wie so richtige Assis, Straßenjugendliche. Ja einfach so Gangster, die sich für mega cool halten und den ganzen Tag französische Rap Musik hören. Ok jetzt muss ich sagen, dass nicht alle so waren. Es gibt Ausnahmen. Aber wie ich jetzt auch weiß kann man solche Menschen schlecht einschätzen. Aber dazu komm ich später. Die Woche mit den Jugendlichen hat also angefangen. Morgens haben wir zum Teil am Brotofen und zum Teil im Garten gearbeitet. Nachmittags gab es verschiedene Aktivitäten wie Skulpturenbauen, eine Fahrradtour, mit Ton arbeiten, oder ein Schreibworkshop. Der Schreibworkshop, war am Freitagnachmittag und den fand ich am besten. Es hingen an den Wänden viele große weiße Plakate. Die Aufgabe war es einfach Sätze, Wörter oder Gedanken zu notieren. Niemand hat gesprochen sondern man hat nur Musik gehört. Irgendjemand hat zum Beispiel angefangen einen Satz zu schreiben und ein anderer hat ihn beendet. Wenn man was geschrieben hat, hat man sich immer auf das vorige bezogen. So entstanden ganz witzige Sachen. Am Schluss wurde alles vorgelesen. Von ihrem Ghetto Französisch hab ich zwar nicht alles verstanden aber es ging schon. Am Ende hat jeder seine Sätze von allen Plakaten ausgeschnitten und sie in beliebiger Reihenfolge angeordnet.
Ja was gibt es noch zu sagen über diese besonderen Personen. Gegen Anfang der Woche haben sie die weiblichen Freiwilligen dumm angemacht und ganz und gar nicht respektvoll behandelt. Ihre Betreuer haben es Ihnen mit der Zeit dann aber verdeutlicht wie es hier abläuft.
Das coole war, dass wir viermal abends Fußball im Garten gespielt haben. Mit nem richtigen Feld. Drei gegen drei oder vier gegen vier. Ein dunkelhäutiger Betreuer von ihnen hat auch mitgespielt und der war echt super. Der hat einfach super Fußball spielen können. Ich hab ihn gefragt ob er schon mal für einen Verein gespielt hat. Die Antwort war krass. Er hat schon für die französische Nationalmannschaft gespielt, jedoch nicht mit Zidane sondern vor ihm.

Die Story der Woche beginnt jedoch erst jetzt. Am Mittwochabend bin ich mit ein paar der Jugendliche auf das Thema Handy gekommen. Einer hat mich gefragt ob er seine SIM Karte in mein Handy machen kann. Wieso auch nicht. Er hat dann mit meinem Handy und seiner SIM Karte telefoniert und ein anderer ist Schmiere gestanden denn die Jungs haben Handyverbot. Das war auch der Grund wieso sie nur SIM Karten hatten.
Ich hab dann auch mitbekommen, dass sie solange sie da sind ihre Eltern und Freunde nicht sehen dürfen und zwei Stunden pro Woche telefonieren. Es gibt Fernseher zu geregelten Zeiten und am Wochenende wird viel Sport gemacht. Sie dürfen das Land nicht verlassen und wenn sie mal nach Paris gehen, sind ihre Betreuer immer dabei.
Einer hat en Auto gestohlen und der andere en Moped.
Soweit so gut. Ich hab mein Handy wieder mitbekommen und ihm seine SIM Karte gegeben. Die Woche ging weiter. Am Freitagabend waren alle Freiwilligen in ner Bar weil Evelyn Geburtstag hatte. Der Wirt war super gut drauf und hat sich gefreut, dass mal junge Leute kommen. Die erste Runde Bier hat Evelyn gezahlt, danach ist der Barmann von selber gekommen und hat jedem noch en Bier hingestellt. Sehr nett. Aber es ging noch weiter. Danach bekam jeder irgend ein Wodkagemisch, sein eigener Mix.

Am Samstagnachmittag sind die Jugendlichen nach La Rochelle und wir waren da. Zufällig habe ich gemerkt, dass mein Handy nicht da ist wo es sein soll. Ich hab die anderen gefragt und wir haben alles abgesucht. Nichts.
Also musste ich es dem Betreuer(einer ist dageblieben) der Jugendlichen sagen. Die Vermutung war ja eindeutig.
DIE KLEINEN ARSCHLÖCHER HABEN MEIN HANDY GESTOHLEN.
Der Betreuer hat seine Kollegen angerufen und die Gruppe ist vorzeitig aus La Rochelle zurückgekommen. Ich hab den Betreuern alles erzählt, auch dass sie telefoniert haben.
Einer von den Arschlöchern hat als Witz noch gemeint für zwanzig Euro sagt er mir wer es gestohlen hat. Hat er als Witz gemeint aber spricht schon für sich und vor allem für seine Dummheit.
Es gab dann abends noch Diskussionen in denen die Betreuer ihnen versucht haben die Situation klarzumachen. Ich hab auch noch mit Ihnen darüber geredet.
Am Sonntagmorgen um sieben sind sie dann gefahren. Ein Betreuer hat später noch angerufen, dass sie alle Taschen durchsucht haben, aber NICHTS gefunden.
Ich weiß auch nicht was damit passiert ist. Auf jeden Fall ist es komisch, dass sie mit meinem Handy telefoniert haben und dass es jetzt weg ist. Am Freitagabend war von uns Freiwilligen auch niemand da und sie hätten einfach in unsere Zimmer gehen können. Vielleicht haben sie dass ja auch gemacht.
Man kann solchen Leuten einfach nicht trauen, auch wenn sie vorne herum nett sind.

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